Viele von uns haben Angst. Manchmal sogar Angst vor der Angst.

Manchmal bis zur Panik. Manchmal bis zur Lähmung.

Manchmal aber auch bis zur befreienden Wut.

Lass uns gemeinsam das Wesen der Angst beschauen und diesen Gemütszustand etwas besser verstehen und damit vielleicht wieder mehr wir selbst werden.

Diese unangenehme, aber doch so wichtige Emotion kann uns vieles lehren und wird leider viel zu oft unterdrückt oder überspielt. Um sie besser verstehen zu können, tasten wir uns einmal Schritt für Schritt in dieses Thema vor. Es gibt eine recht klassische Einteilung in 2 verschiedene Gruppen von Angstqualität, welche mir lange geholfen hat, die Angst besser zu verstehen und anschließend wieder freier agieren zu können oder eben jemanden unterstützen zu können, welcher sich in einer scheinbar machtlosen Angst-geprägten Situation befindet.

Die zwei Angstarten

* Bei der ersten Variante handelt es sich um die biologische und in erster Linie selbsterhaltende Angst. Klassisches Beispiel: Der Urmensch steht einem starken und kräftemäßig überlegenen Raubtier gegenüber, welches deutliche Droh- und Aggressionszeichen sendet. Sein Körper hilft ihm und schüttet Adrenalin und andere Botenstoffe aus. Verschiedene weitere körperliche Reaktionen, wie zum Beispiel das plötzliche Absetzen von Kot, kommen hinzu und vereinfachen eine anstehende schnelle Flucht vor. All dies geschieht in wenigen von Sekunden und dient dem Überleben. Ohne dass das Individuum erst auf bewusster und gesteuerter Ebene eine Entscheidung darüber treffen muss, wie gefährlich eine Situation ist, reagieren bestimmte Teile des Gehirns und des weiteren Nerven- und Hormonsystems relativ selbstständig. Dank dieser Reaktionskette werden Arten erhalten.

Genau mit dieser Angst und dem einhergehenden Adrenalinausschuss wird bei Extremsportarten gespielt und kann sogar zur Sucht werden.

* Die zweite Version der Angst beschreibt einen Zustand, welcher nicht passend zur realen Situation ausgelöst herrscht. Diese Angst reicht von der Erfahrungsangst: Angst vor schwarzen Hunden, weil ein solcher in der Kindheit schon einmal gebissen hat….über die Übertragungsangst: ein ungelöstes Trauma als Grundlage von allerlei übertragenen Ängsten inklusive der Unfähigkeit des freien Handelns im Alltag…bis hin zur diffusen Angst aufgrund unbekannter Situationen und Verunsicherung. Diese Ängste sind nicht akut lebensbedrohlich auf biologischer Ebene.

Also mein Körper überlebt es, wenn ich keinen Jahresvorrat an Klopapier im Schrank habe (kleiner Witz). Oder übertriebene Ängste um Kinder oder Partner, bei denen in deren Abwesenheit die kreativsten Schrecknisse im Kopf spuken in Bezug darauf was diesen Personen alles zustoßen könnte. Ohne eine wirkliche Bedrohung geht kurz gefasst das Kopfkino los und hält uns in seinem Bann.

Zusammengefasst gibt es also die realistische und die unrealistische Angst. Beziehungsweise Ängste aufgrund von realen und tatsächlich bedrohlichen Auslösern und solche, welche keinen real erkennbaren Auslöser haben und uns scheinbar einfach nur allen Kontakt zur Realität rauben und in der Starre halten.

Unterscheidung ist viel, aber Heilung ist alles

In der Selbstreflexion hilft es nun ungemein, diesen Unterschied zu kennen. Wir können in den entsprechenden Momenten bewusst einen Schritt zurück treten, uns selbst objektiver beobachten und anschließend entscheiden, ob wir in der Hilflosigkeit der unrealistischen Angst stecken bleiben wollen. Denn dies ist die mit Abstand die verbreitetste Angstursache in Gesellschaften mit unserer Art Sozialisierung.

Es gibt natürlich viele Tips und Tricks wie mit der Angst umgegangen werden kann. (Und ich rede natürlich nicht von ausgesprochenen Angststörungen und Regelmäßigen Panikattacken… hier bedarf es natürlich einer intensiven Begleitung auf dem Weg zu mehr Heil-sein.) Atemübungen, Meditation, Visualisierungen, Gebete usw. sind hilfreich, erdend und schnell zur Hand. Aber was häufig doch geschieht ist das aktive Weg-drücken der Angst: der unliebsamen Emotion.

Als Resultat des weg-schauens und weiter-laufens, weiter-lebens bewegen wir uns aber nur immer mehr in eine Sackgasse hinein. Denn obwohl die entsprechende Situation wirklich und echt bedrohlich wirkt und sich tatsächlich wie ein Säbelzahntiger im Busch anfühlt, will sie uns doch einfach nur etwas sagen. Diese starke Emotion schreit uns an und bittet Dich, genauer hinzu-sehen!

Uns unserer Angst stellen? Aber wie? Was bedeutet das?

Vielleicht hilft Dir dieses Bild zur Verdeutlichung eines Weges zum Umgang mit Ängsten, der zu wirklicher Heilung und Wachstum führen kann.

Wenn sich eine Dir bekannte Angst zeigt und Du Dich bereit fühlst, dann gehe auf sie zu. Lass Dich von ihr an die Hand nehmen und zeigen, worum es geht. Frage sie, was Du aus ihr lernen darfst. Welcher Anteil von Dir hier noch der Heilung bedarf.

Sobald Du es schaffst diese Haltung einzunehmen, bist Du kein Pingpongball Deiner Gefühle mehr, sondern Herr und Dame Deiner Sinne und Deines Lebens.

Lass dir von der Angst den Weg zeigen zu mehr Du-selbst-sein.

Aktuelle Ängste

Derzeit setzen sich viele mit dem Hausarrest und der Maskenpflicht auseinander. Die daraus resultierende Produktion einer Angst vor Strafe und Diffamierung hält uns gebannt. Ohne eine weitere Meinung zur aktuellen Lage verbreiten zu wollen, scheint mir dies doch ein sehr passendes Beispiel:

Denn es liegt an mir ob ich eine allgemeine Angst vor Ansteckung als meine eigene Angst übernehme – ob ich diese Realität als meine Wahrheit anerkenne.

Und die zweite noch viel interessantere Angst ist die vor der Bestrafung, weil ich vermeintlich etwas tue was verboten wurde, wenn ich ohne Maske gehe. Angst vor einer Obrigkeit, welcher ich nicht aus dem Vertrauen heraus folge. Bei Herden- und Rudeltieren ist nämlich der- oder diejenige Leittier, welches am souveränsten und vertrauenswürdigsten ist, diesen Job für viele Leben anvertraut zu bekommen. Da regiert nicht die Angst. Da hat sich ein Individuum bewährt uns so können alle die ihm folgen ihrer eigenen Wahrheit treu bleiben… aber das führt nun vielleicht doch zu weit weg vom Thema 😉

Hab Spaß mit Deiner Angst

Ja genau, sie ist da aus einem guten Grund. Sie zeigt Dir Wege aus der Dunkelheit.

Schaffen wir es, sie mehr und mehr lieb zu haben und in den Arm zu nehmen, dann haben wir einen starken verbündeten gefunden auf unserem Weg. Und schon macht sich Entspannung breit… wieder mehr Platz für Herzenswärme und einfach-eine-schöne-Zeit-haben… bis hin zu mehr Selbstermächtigung und Spaß.

Zum Thema Angst gibt es natürlich noch weit mehr zu sagen und zu erfahren. Aber vielleicht helfen Dir schon diese Worte in dieser Zeit der Unsicherheit und des Umbruchs weiter.

Grundsätzlich entsteht Angst nur dort (vor allem nachhaltig) wo die Liebe durch Abwesenheit glänzt. Also wie immer: wenn wir uns wieder mehr der Liebe, also der Zuversicht, Dankbarkeit und Freude zuwenden, haben wir bereits einen Löwenanteil der Strecke zur Ganzheit und zur Heilung zurück gelegt.