Ein unterschätzter Helfer…

Dieses Kraut wird heute leider oft unterschätzt und fristet sein Dasein zu Unrecht ausschließlich in der Depressionen-Behandlungs-Ecke. Bitte verstehˋ mich nicht falsch: depressive Verstimmungen sind ein wichtiges Einsatzgebiet dieser Pflanze! Aber sie kann eben so viel mehr…

Paracelsus (1493-1541) pries einst das Hypericum:

Ihre Tugend kann gar nicht genug beschrieben werden. Es ist nicht möglich, dass eine bessere Arznei für Wunden in allen Ländern gefunden wird. Das ist ein Arcanum, ein Universalmittel mit höchster Wirkkraft, der sich alle beugen müssen.“

Aber dazu lassˋ uns diese Pflanze erst einmal näher kennen lernen, um sie besser verstehen und einsetzen zu können:

Jetzt ist ihre Zeit. Sie ist kaum zu übersehen: gelb leuchtende Büschel auf Kniehöhe oder höher. Und wenn Du Dir ein grünes Blatt pflückst und gegen das Licht hältst, dann hast Du einen unschlagbaren Bestimmungsbeweis vor Augen: ihre Blätter scheinen durchlöchert von hellen und dunklen Punkten. Hier erklärt sich auch ihr lateinischer Art-Name ‚perforatum‘. Apropos Namen: in manchen alten Büchern findest Du sie nicht unter J, sondern unter H wie ‚Hartheu‘!

Wenn Du eine Blüte zwischen den Fingern zerreibst, färben sich Deine Finger rot: dann tritt das Rotöl hervor… auch ein ideales Erkennungszeichen.

Und noch ein paar andere alte Namen dieser großen Pflanze, welche auf ihre hohe Stellung und ihre Heilkraft hinweisen: Arnika der Nerven, Hexenkraut, Teufelsflucht, Johannisblut oder auch Tausendlöcherlkraut.

Zum Einsatz

Johanniskraut verbessert im Organismus die Lichtaufnahme und wirkt dadurch stimmungsaufhellend. Quasi Sonne für die Seele.

Und ganz wichtig: Johanniskraut ist unsere Nerven-Nahrungs-Pflanze! Sie nährt und stärkt die physischen und die psychischen Nerven. Über Stärkung kommt man schneller zu Heilung und Schmerzfreiheit als mit Bekämpfung und dauerhafter Medikation.

Bekannte Themen der innerlichen Anwendungen sind sowohl die Winterdepression und Migräne, als auch Reizmagen und zur Ausheilung von Magen-Darm-Geschwüren. Auch bei Bettnässen kann diese Pflanze Wunder wirken.

Äußerlich sind Spülungen mit dem Tee (Absud) bei Wunden und z.B. Mundschleimhautentzündung hilfreich.

Das Öl wird für schmerzlindernde Einreibungen und Massagen angewendet: bei rheumatischen Muskel- und Gelenksentzündungen, Hexenschuss und Nervenschmerzen.

Zur geburtsvorbereitenden Dammmassage und als heilsame Massage nach der Geburt bei Dammriss. Narben-Massage im Allgemeinen, vor allem wenn sie immer dicker werden oder noch ein alter Nervenschmerz oder Schock in der Narbe sitzt.

Bei Verbrennung, Sonnenbrand und Hautreizungen durch Bestrahlung oder Lasertherapie, sowie Muskelverspannungen (!).

Innerlich, zusammen gefasst: stimmungsaufhellend, Erhöhung der Leistungskraft, stärkend, angstlösend, euphorisierend, blutbildend, zentral schmerzlindernd (z.B. Migräne), wurmtreibend

Äußerlich, zusammen gefasst: wundheilend und wundschlussfördernd, entzündungswidrig, antibiotisch (auch antiviral), (nerven-) schmerzlindernd, beugt Narbenwulstbildung vor

Noch ältere Quellen

…. sprechen über ein hochrangiges Mittel bei der Bannung und Fernhaltung von ‚Hexen, Gespenstern und allen bösen Geistern‘. Dieser bildhaften Aussage können wir ganz klassisch entnehmen, wie besonders kräftig die Heilwirkung einer Pflanze ist. Böse Geister sind in der bildhaften Sprache gern auch Krankheiten und Immunschwächungen!

Zusätzlich zu den oben genannten Wirkungen kommen in älteren Quellen diese Wirkungen vor:

stärkend, fieberwidrig, harntreibend, ausgezeichnet bei Gicht, leichten Durchfällen, Blutungen, Wunden und Quetschungen.

Es ist allemal einen Versuch wert! Denn das liebe ich so an den Planzen: solange es eine eindeutige Heilpflanze ist und Du den allgemeinen Dosierungsempfehlungen folgst, kann nix schiefgehen. Keine Nebenwirkungen. Entweder es hilft bei dem, wofür Du es eingesetzt hast oder es stärkt und nährt einfach ‚nur‘ generell Dein System und Deinen Körper.

Begrenzungen und Besonderheiten

Bitte nicht in Schwangerschaft und Stillzeit verwenden.

Bei hellhäutigen Personen kann die Lichtempfindlichkeit gesteigert werden -> bei längerer Hochdosierung! Sonnenbrandähnliche Erscheinungen sind hier möglich.

Eine parallele Einnahme von Psychopharmaka, Gerinnungshemmern und anderen Medi‘s (z.B. Antibabypille) kann die Wirkung dieser herabsetzen oder verstärken.

Wann und wie

Öl:

Traditionell wird empfohlen, Johanniskraut um die Sommersonnenwende (21.6.) oder auch ab diesem Tag für die Zubereitung von Heilmitteln zu sammeln. Am Besten ziehen wir kurz vor der Mittagszeit los und füllen unser Schraubglas bis Dreiviertel voll mit Blüten (ideal sind die noch geschlossenen oder sich-eben-öffnenden-Blüten), Knospen und jungen Früchte. Anschließend das ganze komplett mit gutem Olivenöl auffüllen -> so wenig Luft wie möglich im Glas lassen!

Dann für 4-6 Wochen direkt in die Sonne stellen und reifen lassen. Beim täglichen Einmal-Umdrehen-und-wieder-zurück kannst Du das Voranschreiten eines wunderschönen Farbspiels beobachten. Denn Stück für Stück wird dieses Öl blutrot. Das sogenannte Rotöl entsteht.

Das fertige Öl wird in dunkle Fläschchen abgefüllt. Dabei durch ein Teesieb aus Baumwolle oder Zellstoff gefiltert. Am Besten in mehrere kleinere Gläser, falls eines ranzig wird sind noch andere Vorräte da.

Dieses Öl kann innerlich und äußerlich angewendet werden. Innerlich z.B. für den Magen-Darm-Bereich oder eben für das Gemüt.

Und bitte bedenke: abends nach einem sonnenreichen Tag ist das Öl sehr wohltuend für die strapazierte und sogar verbrannte Haut. Aber am kommenden Tag und vielleicht auch dem darauf sollten die behandelten Hautpartien nicht der Sonne ausgesetzt werden! Die brauchen dann Pause und das Öl kann zudem dann weitere Reizung fördern!

Tinktur:

Wie beim Öl, nur mit Alkohol (ideal ist 40-45 %iger Obstler) werden hier die Blüten aufgegossen, 4 Wochen in die Sonne gestellt und anschließend in ein dunkles Glas abgeseiht.

Die Einnahme kann hier z.B. 2-3 Monate lang 3-mal täglich 20 Tropfen vor den Mahlzeiten betragen.

Auf heißes Wasser oder Tee getropft, verfliegt sogar ein Großteil des Alkohols. Obwohl in je 20 Tropfen natürlich sehr wenig Alkohol enthalten ist, ist diese Maßnahme für Kinder und manche trockene Alkoholiker sicherlich relevant.

Homöopathie:

Die homöopathische Variante ‚Hypericum‘ habe ich immer mindestens in den Potenzen C30 und C200 vorrätig und auf Reisen dabei.

Eine D-Potenz bietet sich für kleine Kinder an.

Bei ziehenden Schmerzen, welche auf eine Nervenbeteiligung hinweisen; bei Sonnenbrand; bei Verletzungen von nervenreichem Gewebe.

Sammelzeit

Wer mit der Mondkraft sammeln möchte, tut dies am Besten bei zunehmendem Mond im Zeichen Löwe.

Zumindest würde ich allerdings empfehlen an einem Feuer- oder Erdtag zu sammeln, damit das Öl nicht ranzig wird. Das wäre ja sehr schade…